
Weihnachten ist das Fest der Liebe – doch die Adventszeit stimmt auch nachdenklich. Negative Erfahrungen, persönliches Scheitern oder Schicksalsschläge aus dem vergangenen Jahr werden oftmals erneut durchlebt. Wenn Verzweiflung und Einsamkeit zu groß werden und Menschen mit Selbsttötungsabsicht verschwinden, wird die Rettungshundestaffel des ASB Kronach aktiv. Seit 13 Jahren sucht Timo Griebel mit seinen Hunden vermisste Personen, vor fünf Jahren hat er die Rettungshundestaffel des ASB Kronach, die er nun leitet, mitgegründet. Er trainiert aber nicht nur seine eigenen vier Bordercollies Finn, Jazzman, Lanny und Neo, sondern hilft auch bei der Ausbildung neuer Rettungshunde und verwaltet die Belange der Rettungshundestaffel. Im Interview erzählt er, welche Eigenschaften Hund und Herrchen für die Arbeit bei der Rettungshundestaffel brauchen, welche Schwierigkeiten bei der Arbeit mit den Hunden zu bewältigen sind und wie das Jahr 2019 aus Sicht der Rettungshundestaffel verlaufen ist.
Herr Griebel, das Jahr 2019 neigt sich dem Ende zu. Wie war das Jahr für die Rettungshundestaffel?
Timo Griebel: Das Jahr 2019 war definitiv ein sehr arbeitsreiches Jahr – unsere Rettungshundestaffel wurde insgesamt 37 Mal alarmiert und ist etwa 20 Mal tatsächlich zum Einsatz ausgerückt.
Das ist zumindest die Zwischenbilanz, die wir Anfang Dezember ziehen können – in der Weihnachtszeit und zwischen den Feiertagen kommen erfahrungsgemäß noch Alarmierungen und Einsätze hinzu. Neben den Einsatzstunden haben wir viele Stunden damit verbracht, ein Einsatzfahrzeug des ASB zu unserem Einsatzfahrzeug umzubauen.
Die Arbeit hat sich aber gelohnt: Schon jetzt ist das Fahrzeug eine wirkliche Erleichterung, denn vorher sind all unsere Einsatzteams mit ihren privaten Fahrzeugen ausgerückt.
Ein weiteres schönes Erlebnis in diesem Jahr war einer unserer Einsätze: Eine Seniorin ist aus ihrem Seniorenwohnheim verschwunden. Sie hatte sich im Wald verirrt und ist gestürzt – wir konnten sie finden, bevor noch etwas schlimmeres passiert ist.
Welche Eigenschaften brauchen denn Hund und Herrchen, um bei der
Rettungshundestaffel mitarbeiten zu können?
Timo Griebel: Generell muss der Hund menschenfreundlich sein und einen Arbeitswillen haben, um als potentieller Rettungshund infrage zu kommen. Das Herrchen oder das Frauchen muss für das Training mit seiner Fellnase und den Einsatz viel Zeit mitbringen – und bei Wind und Wetter oder nachts einsatzbereit sein. Darüber hinaus sollte es für den Hundeführer kein Problem sein, im Team zu arbeiten. Obwohl wir bereits ein Einsatzfahrzeug haben, kann es sein, dass der Weg zum Einsatz mit dem Privatfahrzeug zurückgelegt werden muss – auch das muss dem potentiellen Mitglied klar sein. Zu guter Letzt ist es wichtig, dass das Herrchen psychisch belastbar ist, denn nicht immer finden wir die vermissten Personen noch rechtzeitig. Hier helfen aber Gespräche mit den anderen Mitgliedern der Rettungshundestaffel, um die Erlebnisse zu verarbeiten.
Welche Schwierigkeiten begegnen Ihnen bei der Arbeit mit Ihren Rettungshunden?
Timo Griebel: Für unsere Trainings ziehen wir uns mit unseren Hunden in den Wald zurück, aber trotzdem kreuzen manchmal Passanten unseren Weg. Die sind nicht immer freundlich gestimmt – manchmal werden wir regelrecht beschimpft. Lebensgefährlich wird es für unsere Hunde, wenn Hundehasser Giftköder auslegen.
Wie kann man denn die Arbeit der Rettungshundestaffel unterstützen?
Timo Griebel: Da wir ehrenamtlich arbeiten und unsere Einsätze für die Betroffenen völlig unentgeltlich sind, sind wir auf Geldspenden angewiesen. Aber man kann uns nicht nur finanziell unterstützen: Wir freuen uns auch immer darüber, wenn uns Firmen ihre Räumlichkeiten oder ihr Gelände zum Training zur Verfügung stellen.
Auch neue Versteckpersonen, die die Hunde im Training dann suchen müssen, sind uns herzlich willkommen. So bekommen unsere Hunde neue Reize und das Training wird effektiver.
Sollten Sie selbst Suizidgedanken haben oder jemanden kennen, der suizidgefährdet ist, finden Sie Hilfe bei der Telefonseelsorge unter der Rufnummer 0800 – 111 0 111 und 0800 – 111 0 222.
Mehr Infos über die ASB Rettungshundestaffel gibt es hier.