Unter diesem Motto will SPD-Bürgermeister-Kandidatin Anja Gerber Sonneberg weiter stärken

Nach dem frühen Tod der Sonneberger Bürgermeisterin Sibylle Abel wird am 21. August ein Nachfolger/eine Nachfolgerin für den Chefsessel im Sonneberger Rathaus gewählt. Nach der CDU, die sich für den parteilosen hauptamtlichen Beigeordneten Dr. Heiko Voigt als Kandidat entschieden hat, nominierte nun auch die SPD ihre Kandidatin: Anja Gerber.

Die Mitglieder des SPD-Ortsverein wählten auf Vorschlag des Ortsvereinsvorstands einstimmig die Stadträtin Anja Gerber. Die Sonnebergerin war zunächst bei den Jusos politisch aktiv und trat 2009 in die SPD ein. Sie kandidierte erfolgreich für den Sonneberger Stadtrat, in den sie 2014 erneut einziehen konnte. Als stellvertretende Vorsitzende des Kreisverbands ihrer Partei gestaltet sie auch die SPD-Politik im Landkreis Sonneberg aktiv mit. Gerber war erfreut über das deutliche Ergebnis, mit dem die SPD sie nun in das Rennen um den Einzug in das Sonneberger Rathaus schickt. amadeus Magazin Redakteur Herbert Schellberg sprach mit Anja Gerber über ihre Vorstellungen, wie die Stadt Sonneberg unter ihrer Ägide sich weiter entwickeln soll.

amadeus: Liebe Anja Gerber, erst einmal herzlichen Glückwunsch zur deutlichen Nominierung durch Ihren Ortsverein. Sie sind ja nun schon in der zweiten Wahlperiode im Sonneberger Stadtrat und somit kein Newcomer. Die Fußstapfen, die Sibylle Abel hinterlassen hat, sind allerdings sehr groß. Keine Bedenken, diese Nachfolge anzutreten?

Anja Gerber: Vielen Dank. Ich habe großen Respekt vor Frau Abels Schaffen und mir wäre es auch lieber, sie wäre noch da.  Angst habe ich nicht. Ich hoffe, dass mir im Falle meiner Wahl, die Mitarbeiter der Verwaltung mit Rat und Tat zur Seite stehen.    

amadeus: Der Wahltermin für die Bürgermeisterwahl in der Stadt Sonneberg wurde durch die Kommunalaufsicht auf Sonntag, 21. August 2016, und für eine evtl. Stichwahl auf Sonntag, 4. September 2016, festgesetzt. Ihre Nominierung als Kandidatin der SPD kam überraschend für Sie? Wer sind ihre Gegenkandidaten, neben Dr. Heiko Voigt, aus den anderen Parteien?

Anja Gerber: Nein, die Nominierung war nicht überraschend, wir haben in einer vorausgegangenen Vorstandssitzung darüber gesprochen und waren uns einig. Die SPD Sonneberg steht geschlossen hinter mir. Zum Zeitpunkt des Interviews hat sich die Linke noch nicht entschieden. Heute wurde ein Kandidat der  ÖDP aus Dresden in der Zeitung vorgestellt. Sollte es weitere Kandidaten geben, ist mir dies noch nicht bekannt.

amadeus: Durch das Engagement von Sibylle Abel und Dr. Heiko Voigt, hat sich die Stadt Sonneberg und der Landkreis an die Metropolregion Nürnberg angeschlossen. Könnten Sie sich einen Wechsel nach Oberfranken vorstellen und wie stehen Sie zu der geplanten thüringischen Gebietsreform, die Sonneberg in das Hoheitsgebiet von Suhl bringen würde?

Anja Gerber: Die Möglichkeit eines Übertrittes nach Bayern ist Blenderei. Hierzu bedarf es eines Staatsvertrages oder eines Bundesgesetzes. Außerdem würde sich für die Stadt Sonneberg dadurch nichts verbessern. Oder haben wir bereits eine Zusage Bayerns, dass wir im Falle eines Übertrittes Kreisstadt bleiben? Das Engagement in der Metropolregion Nürnberg begrüße ich natürlich ausdrücklich, dadurch profitieren nicht nur die Stadt selbst, sondern auch unsere heimische Wirtschaft und der Tourismus. Die Gebietsreform ist aus meiner Sicht nicht zu umgehen.

amadeus: Ihren Aussagen zufolge wollen Sie für eine starke Stadt Sonneberg kämpfen, die auch im Falle einer Neuaufteilung der Landkreise nach ihrer Auffassung eine wichtige Rolle spielen soll und muss. Könnte sich die Stadt weiter so wirtschaftlich entwickeln, wenn die „Schaltstellen“ nicht mehr vor Ort sind?

Anja Gerber: Zuallererst kämpfe ich für den Erhalt der Kreisstadt Sonneberg und  darum, dass so viele Schaltstellen wie möglich vor Ort bleiben. Darüber hinaus muss es für Bürger und Unternehmen eine Außenstelle jeder Behörde geben. Weiterhin ist durch den Einsatz digitaler Informations- und Kommunikationstechniken persönliches Erscheinen nicht mehr zwingend erforderlich. Schon heute werden Daten an Krankenkassen oder Finanzamt ausschließlich elektronisch übermittelt. Andere für Unternehmen wichtige Institutionen, wie zum Beispiel das Zollamt, befinden sich bereits zum jetzigen Zeitpunkt nicht in Sonneberg. Die wirtschaftliche Weiterentwicklung Sonnebergs hängt weniger von der Neuaufteilung der Landkreise sondern viel mehr von einer Verbesserung der Rahmenbedingungen ab, die Neuansiedlungen oder Erweiterungen für Unternehmen ermöglichen. Schlimm ist, dass momentan aus Wahlkampfgründen ein Horrorszenario aufgezeigt wird, das dem Ansehen unserer Stadt schadet,  und Investoren abschreckt. Man liefert eine Katastrophe und den Retter gleich dazu.    

amadeus: Vor vielen Jahren war der ehemalige bayerische SPD-Landtagsabgeordnete und Neustadter Stadtrat Walter Knauer ein Vordenker für eine länderübergreifende Zusammenarbeit der beiden Städte Neustadt und Sonneberg und deren Landkreise. Dies wurde damals bei den Politikern hüben und drüben eher mit Kopfschütteln bedacht. Wie stehen Sie zu der Zusammenarbeit mit der Partnerstadt Neustadt und SPD-Oberbürgermeister Frank Rebhan?

Anja Gerber: Der von Walter Knauer ins Leben gerufenen Verein `SONNEC` hat frühzeitig versucht die länderübergreifende Zusammenarbeit zu forcieren. Diesem Anliegen folge ich, denn ich bin überzeugt, dass wir nur im konstruktiven Miteinander die Lebensqualität für unsere Bürger in der Region verbessern können.  Fragt man  jedoch einen Sonneberger oder Neustadter Bürger nach der Verknüpfung beider Städte, so fällt ihnen außer der Busverbindung, die durchaus positiv bewertet wird, und dem Puppen- und Teddyfestival nichts ein. Genau das müssen wir ändern!  In diesem Zusammenhang möchte ich anmerken, dass auch die gute Beziehung zu unserer Partnerstadt Göppingen weiterhin gepflegt werden muss.

amadeus: Sonneberg steht nicht nur in Thüringen, sondern sogar bundesweit auf einem vorderen Platz, was die niedrige Arbeitslosigkeit betrifft. Dieser Kurs, um Neuansiedlungen von Firmen werben, die Arbeitsplätze „mitbringen“, wird auch unter Ihrer Leitung weiter gefahren?

Anja Gerber: Ja, aus meiner derzeitigen beruflichen Tätigkeit bin ich im ständigen Kontakt mit den ansässigen Unternehmen und kenne deren Nöte. Hier gibt es Handlungsbedarf. Ich würde, im Rahmen meiner Möglichkeiten, einiges unbürokratischer gestalten. Außerdem sollten, unter Beachtung des Umweltschutzes, weitere Flächen für die Industrie zur Verfügung gestellt werden. Es werden Arbeitskräfte benötigt, also müssen wir Anreize schaffen, um Jugendliche und  junge Familien an Sonneberg zu binden. Eine Möglichkeit hierfür ist die Schaffung von attraktivem, bezahlbaren Bauland und Wohnraum, eine andere, die Belebung des kulturellen Lebens unserer Stadt.

amadeus: Gibt es besondere Themen, mit denen Sie die Bürgerinnen und Bürger überzeugen wollen, dass Sie die „beste Wahl“ für den Posten der  Bürgermeisterin von Sonneberg sind?

Anja Gerber: Ein Freund von Wahlversprechen bin ich nicht, jedoch kann ich versichern, dass ich mit aller Kraft für eine starke und moderne Kreisstadt kämpfe. Sonneberg muss zukunftsfähig bleiben. Eine wichtige Voraussetzung hierfür ist es, sich nicht vor Neuem zu verschließen. Ich möchte mehr Angebote für Jugendliche und junge Familien schaffen, es mangelt auch an attraktiven Spielplätzen. Ein weiteres Anliegen ist es, an der Verbesserung der Barrierefreiheit zu arbeiten. Frau Abel hat vieles für Vereine getan, das ist auch für mich wichtig. Durch meine Tätigkeit als Stadträtin kenne ich die grundlegenden Verwaltungsprozesse und weiß, dass vieles per Gesetz geregelt ist. Doch ich bin mirsicher, dass sich noch einiges verbessern kann.

amadeus: Sie sind ja sicher auch sehr oft in der Innenstadt von Sonneberg unterwegs. Viele Einzelhändler bezeichnen diese gern als das „Sorgenkind“ der Stadt. Oftmals beklagen zahlreiche Gewerbetreibende einen „Null-Umsatz“-Tag. Die menschenleeren Straßen zu den Kernöffnungszeiten unterstreichen dieses nur zu gut. Sind hier Lösungsansätze geplant, um die Stadt als Einkaufsstandort attraktiver zu machen?

Anja Gerber: Ich selbst kaufe sehr gerne in der Innenstadt ein. Im Gespräch mit den Händlern der Innenstadt werde ich deren Vorstellungen und Vorschläge ernst nehmen und alles dafür tun, diese auch umzusetzen, anstatt mich hinter einem Einzelhandelskonzept zu verstecken.  Der Pikoplatz ist schön gestaltet. Hier sollten mehr Veranstaltungen oder Ausstellungen stattfinden. Warum ist zum Beispiel der  Flohmarkt nicht dort?  Eine Aufwertung der Innenstadt  wird nur in Zusammenarbeit mit den ansässigen Händlern möglich sein.

amadeus:Steht Ihre Familie hinter Ihrem Entschluss für das Bürgermeisteramt anzutreten? Denn gerade das Familienleben muss bei einem solchen „Job“ wohl ins zweite Glied treten.

Anja Gerber:Die Familie steht hinter mir, meine Mutter unterstützt mich  bei der Kinderbetreuung. Meine Kinder sind mir sehr wichtig und ich werde auch weiterhin jede freie Minute mit ihnen verbringen.

Zur Person:
Anja Gerber (SPD / 39 Jahre), ledig, 2 Töchter, Niederlassungsleiterin der der AB Zeitpersonal GmbH in der Köppelsdorfer Straße, Sonneberg. Sportlich engagiert im Lauf- und Schießsport, fährt gerne Ski. Weitere Engagements: Taxi für meine Kinder. Lotta (7 Jahre) Ballett und Fußball; Julia (16 Jahre) muss ständig irgendwo hingefahren und abgeholt werden. Das alljährliche Akkordeon-Konzert meiner großen Tochter. Das liest Anja Gerber gerade: Das Vorschaltgesetz und den Landesentwicklungsplan 2025 sowie die Tageszeitung, ansonsten lieber Sachbücher als Romane. Gartenarbeit eher ungern, mein Garten ist ein Biotop. Ich koche sehr gerne, dabei kann ich entspannen. Das macht Anja Gerber mit der Familie oder mit den Töchtern zusammen: Regelmäßige Sonntagsausflüge in den Zoo oder in Freizeitparks, Museen oder wir besuchen ein Fest in der Nähe. Urlaub: Wir reisen sehr gerne. Im Winter Ski fahren in den Alpen mit meiner Familie (alle können es besser als ich). Im Frühling Südtirol und im Herbst eine Fernreise in die Sonne.